Die Augen leuchten, ein lachender Mund, – zugewendet, – hier sieht es so aus, als ob wirklicher Kontakt da ist. Eine Seltenheit?

“Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.”      Maxim Gorki (1868-1936), russisch-sowjetischer Schriftsteller

Eine oft erlebte und beobachtete Realität: Wenn (zwei) Menschen sich austauschen, – wieviel davon ist wirklich “ausgetauscht” – oder genauer, was ist “ausgetauscht”?

Die weitverbreitete Unbewusstheit über die eigenen inneren Vorgänge – nehmen wir allein Denkvorgänge und die damit verbundenen Gefühle – führt dazu, daß Menschen nur sehr eingeschränkt miteinander verbunden sind, wenn sie miteinander reden.
Deswegen wäre präziser zu beschreiben, daß es sich meist um “zueinanander” reden handelt:
Da ist dieser Drang, das, was einen bewegt “loswerden” zu wollen.
Mann oder Frau möchte damit gehört werden.
Es sprudelt einfach so heraus.
Oft ist der Grund für diesen mehr oder weniger starken Drang das massive Bedürfnis nach Anerkennung, “gesehen werden”, Mitgefühl. Je stärker diese Bedürfnisse unerfüllt sind, desto massiver ist der Wunsch, das mein Gesagtes beim Anderen “ankommt” = er/sie reagiert, es mitfühlend aufnimmt und Mitgefühl oder zumindest Verständnis zeigt.
Das würde vielleicht den Drang des unerfüllten Wunsches nach Angenommen Sein mildern.

Das wäre schön, – würde sich gleich besser anfühlen. 

Das geschieht aber selten:
Mangel – als beherrschendes Gefühl versucht, den Mangel über “bekommen vom Anderen” auszugleichen.
Da bleibt kein Raum zum Zuhören, das die Bereitschaft zum Aufnehmen voraussetzt.
Wenn der innere Raum vom Mangel (“ich brauche…, um mich (wieder) gut zu fühlen, …) besetzt ist, fehlt das “echte” Interesse am Gegenüber. Und mit ihr die Fähigkeit, ganz “frisch” zuzuhören, – ohne die Stimme der eigenen Bedürftigkeit.

 

 Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.       Albert Camus (1913-1960), französischer Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger 1957

Wie kann wirkliche Begegnung geschehen?
Was kann ich dafür tun?


Wirkliches Begegnen hängt davon ab, wie frei ich bin.
Frei von automatischem Denken.
Frei von der Bedürftigkeit nach Anerkennung. Frei von der Illusion, daß mein Gegenüber sie mir gibt, wenn ich nur genug von mir erzähle.

Wie komme ich dahin?
Wenn ich und Du die Erfüllung von innen erfahren hast, die ohne Bestätigung von außen auftaucht, wenn Du das Denken Sein lässt. = Anstelle des Denkens Deinem Sein Raum gibst.
Dann erst kann das Geschenk ausgepackt werden, daß die berühmte Therapeutin Virginia Satir als das GRÖSSTE GESCHENK, DAS ICH VON JEMANDEM EMPFANGEN KANN, bezeichnete:

Gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.
Und dann kann ich selbst das GRÖSSTE GESCHENK, DAS ICH GEBEN KANN, für mein Gegenüber sein: Den Anderen sehen, hören, verstehen und berühren.

Ich erlebe dieses Geschenk so, als ob sich einen völlig neue Welt auftut, – eine Welt, in der echte Verbindung entsteht, vor vorher nur eine Einbahnstraße war, die in einer Sackgasse endete: Auf der Suche nach Mitgefühl/Anerkennung/gesehen werden bekam ich null mit, was eigentlich mit dem Anderen ist, – ob er überhaupt aufnahmefähig ist, – bereit und in der Lage, mir das “grösste Geschenk” = volle Präsenz zu geben. Und oft geht es meinem Gegenüber genau so und natürlich kann er mir seine Präsenz nicht schenken, weil er selber voll von eigenem ist, was er auf der Suche nach “gehört werden” unbedingt – nein, nicht mit-teilen, sondern loswerden will/muß.

Sobald ich innerlich frei = genährt von der Erfüllung des im SEIN sein könnens – bin, ist auch meine Wahrnehmung von Schleiern befreit: Ich kann fühlen und sehen und hören, wo mein Gegenüber sich gerade befindet. Die Kapazität, darauf aufmerksam einzugehen, ist da, weil auf einmal statt Bedürftigkeit die Freude da ist, zu geben: meine volle Aufmerksamkeit und – in bestem Falle auch Mitgefühl.
Mitgefühl entsteht von alleine, wenn ich von innen aus der Quelle des Seins her genährt bin.

Und das ist nichts Geheimes – mystisches – magisches: Es ist einfach da, sobald ich aufhöre, diese Quelle von Freude und Glückserleben zuzudecken, – mit pausenlosem Denken mit den meist problematischen Gefühlen, die mit Gedanken einhergehen.

Dann kann ich plötzlich spüren, daß mein Gegenüber innerlich bedrängt und belastet ist und kann ihm Raum geben, diesen Gefühlen Raum zu geben. Sie werden meist nicht direkt geäußert, sondern über Geschichten von Erlebtem. Indem ich dann aus diesem inneren Raum von Genährt sein zuhöre, beruhigt sich mein Gegenüber. Einfach, weil ich anwesend bin mit dieser inneren Ruhe. Das eigene Genährt sein strahlt aus. Manchmal dauert es, bis mein Gegenüber dieses Gefühl aufnehmen kann.

Je mehr er/sie von seinem Mangel über Geschichten von sich selbst “los wird”, desto eher entspannt er sich.

 Dazu braucht es keinen noch so weisen Rat, die Präsenz – verbunden Sein mit der eigenen inneren Quelle – reicht vollkommen.

Und dann passiert das Wunder der gegenseitigen positiven Verstärkung: Mein Gegenüber wird genährt von dieser Quelle – und ist in der Lage, dann Dir genauso offen zuzuhören und Dir das gleiche Geschenk zu machen.